SAGHORA

saghora… das Erwachen

Erleuchtung durch Dunkelheit

„Jeder Mensch könnte innerhalb von zwei Jahren völlig erwachen, wenn er es nur wollen würde. Daran ist absolut nichts besonderes. Und trotzdem stellen sich die Leute an wie kleine Kinder. Und ein bisschen Gnade ist dann leider doch noch dabei… und Arbeit.“

Das Erwachen definiert sich im Saghori durch sechs Stufen.

1. Öffnung des dritten Auges: das sogenannte ‚Sehen‘ stellt sich ein. Es ist die Wahrnehmung mit den nichtmenschlichen Sinnen. Auf dieser Stufe sehen wir Energien und Bewegungen im astralen Raum, wir können Personen ‚lesen‘, indem wir die Gedanken und Gefühle anderer wahrnehmen.

Die Welt erscheint als ein holistisches Netz aus Energien.

2. Moksha: Das dauerhafte Erreichen von Nondualität. Die Weltwerte sind in einem komplett zerbrochen, es gibt keine Dualität mehr im wahren Selbst. Dieses Sein ist dem Satori im Zen gleichgesetzt.

3. Erwachen der Kundalini: Die Urenergie hat sich befreit und alle Hindernisse und Limitierungen verbrannt.

4. Dauerhafte Vereinigung mit dem Göttlichen in uns, der Mensch in uns ist gestorben, alles ist göttlich, alles tanzt. Es besteht direkter Zugriff auf die Matrix der Realität, alles ist möglich, nichts ist nötig.

5. Kenntnis und Überwindung der drei Qualitäten. Die drei Gunas wurden komplett von unserer Seele verstanden, wir erleben sie zwar, aber sind nicht mehr davon in unserem wahren Selbst betroffen. Der Sucher hat Trigunarahita erreicht.

6. Vollendetes Erwachen. Alle Anhaftungen sind aufgelöst, wir sind nicht mehr Körper, Gedanken, Gefühle. Das Selbst wird als Raum erkannt, frei und ohne Inhalt. Die Stabilisierung und Verwirklichung dieses Seins ist die einzige verbliebene Aufgabe. Wir sind in der absoluten Liebe, die volle Verwirklichung des Höchsten Selbst.

Die Initiation im Saghori ist die Initiation in die Dunkelheit. Wir müssen unseren tiefsten Dunkelheiten, unserer Isolation, unseren schlimmsten Depressionen, Ängsten und Illusionen begegnen. Der Pfad des Saghori bringt uns in diese Bereiche. Hinein, hindurch, hinfort.

Wie die Helden der alten Sagen, stellen wir uns in den dunklen Höhlen unseren Drachen und Dämonen. Erst durch diesen Prozess kann sich unser reines und wahres Selbst als Energie befreien.

Das Erwachen wird zwar von Erfahrungen begleitet, ist aber als solches keine Erfahrung, da es den ändert, der etwas erfährt. Unser altes Ego hat mit Erfahrungen gelebt, unser wahres Selbst lebt durch reines Sein.

Erleuchtung ist kein Zustand, der plötzlich beginnt, denn alles, was beginnt, hat auch ein Ende.

Unser wahres Selbst ist unvergänglich, und damit schon immer da.

Erleuchtung ist kein Gewinn, sie ist der Verlust unserer Blockade.

Wenn wir geboren werden, sind wir freie Energie. Um uns in der Welt zu bewegen, wurde in uns eine Zentrale zur Sammlung von Informationen angelegt, unser Ego. Diese Ego ist quasi unser falsches Selbst. Durch Identifikation erschaffen wir uns ein Gefängnis aus Angst und Gier. Wir wollen gute Dinge, und vermeiden schlechte. Das ist die Basis unserer Illusion. Wir erleben uns als getrennt von anderen, und hier beginnen alle Probleme, innere, wie äußere.

Diese Realitäten werden im Erwachungsprozess völlig zerstört.

Solange wir uns identifizieren sind wir gefangen und der Vergänglichkeit ausgesetzt. Jede Identifikation muss zerstört werden, egal welche.

Ramana Maharshi lehrte den Pfad des Schweigens und der Selbstanalyse. Er sagte, es gibt nur eine Frage: „Wer bin ich?“

Wer ernsthaft nach dieser Antwort sucht, wird alle Identifikation aufgeben, denn wir sind nicht das. Es ist nur unsere Angst vor Leere und unsere Gier nach Position, die uns in diese Falle treten lassen. Wer nach den Worten „Ich bin…“ noch irgendeinen Zusatz hinzufügt, ist nicht im wahren Selbst, sondern in der Illusion.

Jed McKenna lehrt einen ähnlichen Weg. Er lässt seine Sucher alles aufschreiben, was sie sind. Dann dürfen sie alles wegstreichen, was vergänglich ist, damit sie lernen, das es keine Identität gibt. In unsere heutigen Zeit der Hyperidentität ist das natürlich ein Gegenteil. Aber das ist der einzige Weg.

Du bist nicht dein Körper, nicht dein Geschlecht, nicht dein Land, nicht deine Idee vom Leben, nicht deine Meinung oder dein Geschmack. Du bist klares Bewusstsein und brennende Energie, leer und ohne Inhalt, voll von Liebe und Licht.

Und diese Energie vernichtet alles, was nicht das Wahre ist, wenn wir uns mit ihr in Verbindung setzen.

Saghor, Saghori, Saghora

Hier die Geschichte von Ignatius Kal über sein Erwachen:

„Auch wenn viele sagen, das Erleuchtung mit einem Knall passiert, habe ich andere Erfahrungen gemacht. Natürlich gibt es so einen Knall, aber da ist noch mehr.

Es sind Stufen, Prozesse, die einen durch verschiedene Initiationen immer weiter dem wahren Selbst näher bringen. Der Moment des Durchbruchs kann für einen ungeformten Menschen verheerende Wirkungen haben. Erst wer durch jahrelange Übungen, Konzentration und Stärkung der Energie eine Basis gebaut hat, findet sich in einem gesunden Zustand, um den Übergang weicher zu machen. Und trotzdem fliegt einem alles um die Ohren.

Als ich nach drei Jahren im Zen-Tempel Satori erlangte, war dies einer Explosion gleich. Aber das war erst der Anfang. Nun war ich bereit in der Stabilität des nondualen Raumes mein Menschsein zu verbrennen. Vorher hätte ich diesen Prozess kaum durch gestanden.

Und dann kam Saturn vom Rande des Universums, und dieses Bewusstsein hat mich durch eine Presse aus Prüfungen gequetscht, und am anderen Ende kam die Essenz des Seins heraus.
Saturn war der Schlüssel.

Das Erwachen der Kundalini hatte ich gar nicht geplant, es passierte nebenbei. Ich arbeitete mit meinen Götterdolchen, den Phurbas. Dabei verwandelte ich mich jedes mal in diesen Dolch, der seinen Sitz in meinem Rückgrat hat. Ich visualisierte über viele Wochen jeden Tag eine Energie, die dort hinauf steigt. Dann erdolchte ich mit aller Kraft mein Ego, jeden Tag tat ich das. Ich konnte und wollte keine Sekunde mehr in der Illusion dieses Ego leben, ich war bereit zu sterben. Ich konnte keine Bewegung mehr akzeptieren, solange sie von meinem Ego angeordnet wird. Also saß ich viele Wochen nur rum, ohne mich zu bewegen.

Ich wartete auf einen Impuls, der nicht aus meinem Ego kommt. Es kamen grauenhafte Depressionen hoch. Und ich kanalisierte alle göttliche Wut in mir gegen mein limitiertes Menschsein. Ich begann spirituellen Selbstmord. Und dann kam eines Tages plötzlich eine Energie in mir hoch, die so mächtig war, das ich sie kaum als mein eigen betrachten konnte. Dabei war das die einzige Essenz meines ganze Daseins. Diese Energie peitschte mich hoch, ich konnte Wochen lang kaum schlafen. Ich hatte Visionen und Träume. Und es manifestierten sich fantastische Lebenssituationen. Dann kam der göttliche Zorn in mir hoch und verbrannte mein altes Sein. Ich wurde in die tiefste Dunkelheit gestoßen. Mein Ego erkannte sich als Lüge und zerbrach in tausend Scherben. Ich war kurz vor der Psychiatrie. Ich konnte meine Gedanken als Echo in einer isolierten Kammer meines Kopfes hören, ich spürte, wie ich in mir aus zwei Hälften bestehe, die wie Glasscheiben aufeinander liegen. Und es gab neben meiner linken und rechten Körperhälfte eine Art Mitte, über die ich durch mein Scheitelchakra an einem Pfingstsonntag plötzlich in ein neues Sein geboren wurde. Es war die absolute Neugeburt. Viele Tage lang flossen Energieströme in Wellen durch mich hindurch. Ich zitterte am ganzen Körper, ich bekam Weinkrämpfe und heulte mich Tage lang frei. Immer wieder fiel ich in irres Gelächter, es war ein wilder Ritt. Und hinter dieser Dunkelheit wurde es plötzlich hell. Es kam ein neuer Morgen, ich fühlte mich wie ein Neugeborenes Kind. Ab da war alles anders. Das alte Ich existiert nicht mehr. Ich bin nur noch Raum und Sein. Völlig unbetroffen von allem, was in der Welt passiert, und gleichzeitig so involviert, wie nie zuvor. Sämtliche Hoffnungen oder Wünsche sind verschwunden, es gibt nichts mehr als den spontanen Fluß des direkten Lebens.

In meinem Herzen brennt eine Flamme aus Lebenskraft. Diese Flamme ist meine einzige Wahrheit.

Es gibt nichts mehr zu sagen. Schweigen ist die Natur von Saturn. Schweigen ist die Natur des Erwachens.

Dieser Prozess hat insgesamt etwa achtzehn Monate lang gedauert.

Und danach? Danach ist alles anders. Der Zen-Meister sagt: Am Anfang ist der Baum ein Baum. Dann ist der Baum kein Baum mehr. Und dann ist der Baum wieder ein Baum.

Die Dinge sind zwar genauso, wie vor dem Prozess, aber anders. Da es dafür keine Beschreibung gibt, sollte man schweigen.

Und man steht plötzlich vor einer völligen Leere. Als Mensch ist man involviert in tausend Ereignisse. Als Sucher füllt man sein Leben mit allen Inhalten dieses Suchens. Man meditiert, man liest, man macht Rituale, Atemtechniken, man besucht Kurse und freut sich über jede Erkenntnis. Und dann ist man plötzlich da wo man hin wollte, und hat nichts mehr zu tun. Sämtliche Aktivitäten sind plötzlich bedeutungslos. Das kann zu einer Art Erleuchtungsdepression führen. Und man muss auch andere Sachen nicht mehr tun, menschliche Dinge. Man muss auch nichts mehr lernen, weil alle Wahrheiten wie ein offenes Buch vor einem liegen. Es gibt nichts mehr zu lesen, nichts mehr zu verstehen, weil alles völlig klar und einfach ist. Ein Erwachter ist direkt verbunden mit den kosmischen Bewusstsein, alle Informationen sind direkt verfügbar, ohne das man sich diese aneignen müsste.

Der Grund, warum die erleuchteten Yogis in Askese leben, ist nicht der, das sie dadurch etwas erreichen. Sie leben so, weil es nichts anderes zu tun gibt.

Die Lebensinhalte verschwinden und lassen Raum für das abslute reine Sein. In meinem Fall verlor ich das Interesse an beinahe allem. Aber das ist wundervoll, denn es gibt nichts. Es ist alles nur ein Spiel. Ich verlor dabei auch die Idee von Sexualität. Meine Energien sind nie getrennt von anderen Energien, alles ist immer verbunden, warum sollte in mir etwas nach Verbindung streben? Ich bin jedes Bewusstsein einer jeden Kreatur, warum sollte ich mich mit mir selber verbinden wollen?

Mein Körper hat keinen Bedarf mehr an sexueller Begegnung, selbst wenn ich physisch durchaus normal in der Lage zum Akt wäre.

Aber dennoch fängt das Leben hier eigentlich erst an. Ab jetzt kann man verfeinern, stabilisieren, vertiefen, mit seiner Gottheit eins sein, es ist eine unglaubliche Dynamik darin.

Und diese Dynamik hatte ich gesucht. Nicht mehr ich bewege mich, ich werde bewegt, durch das Feuer in mir. Die Handlung ist immer spontan, immer neu. Das Leben selbst ist zum einzigen Inhalt geworden.

Dennoch wirkt ein Erwachter auf nicht Erwachte wie ein unerwachter Mensch, solange er sich nicht wie ein Guru kleidet. Unerwachte Menschen können das Erwachen nicht sehen, weil sie limitiert sind. Sie nehmen höchstens eine höhere Energie war, oder sie empfinden einen Erwachten als zu viel oder zu übertrieben, oder aber als teilnahmslos und kindisch, oder einfach nur verrückt.

Da ein Erwachter nur im Moment lebt, wird er auch nur im Moment reagieren. Er hat keine Limitierung mehr, das heißt, ihm sind Handlungen erlaubt, die gesellschaftlich eher ungewöhnlich sind. Erwachte sind wie kleine Kinder. Sie erleben Schmerz wie jeder andere auch, aber sie leiden nicht darunter, denn Schmerz ist nur ein Klang. Sie können trotzdem quengeln und auch wütend sein, denn das ist alles ein Teil des ungehinderten Lebens. Seid froh, wenn sie nur quengeln, sie könnten euch auch anpissen, es würde keinen Unterschied machen.

Das Leben ist nur ein Spiel unserer Energie. Es ist ein Tanz zu einem Rhythmus, der nicht menschengemacht ist.

Lebe dein Leben zu hundert Prozent, egal was passiert. Lache, weine, schreie, tanze, sei absolut unmittelbar. Die Tür zum Göttlichsten ist das Jetzt.

Stürze dich völlig frei von Angst in das große Abenteuer des Lebens. Und tue das, was dran ist. Nicht mehr, und nicht weniger. Das Jetzt hat alles in sich, was es zu wissen gibt. Laufe, wenn es Wege gibt, sitze, wenn es keine gibt. Wie ein Krokodil, immer still und aufmerksam, aber explosiv im Jetzt. So wie Raubtiere auf der Lauer liegen und gnadenlos und direkt zuschnappen, so müssen wir das Leben anvisieren, unser Gottsein, unser wahres Selbst. Wie Tiere auf der Pirsch, und dann schlägt die Schlange zu, zack, und die Feuer brennen. SAGHORA

Eines der praktischsten Dinge im erwachten Sein ist es, das man keine inneren Hindernisse mehr erlebt, sondern nur noch Freunde. Man nimmt jeden Moment, wie er ist.

Alles in einem ist befreit, es gibt keine Blockaden mehr. Hindernisse werden nur als Situation im Raum wahrgenommen. Natürlich heißt das nicht, dass man dann immer alles mag, das Menschsein ist ja weiterhin unser Vehikel. Wir sind natürlich auch Ablehnung und Zuneigung unterworfen, aber eben nur auf der Ebene der Welt, die in uns ist, nicht wir in ihr. Es ist ein Spiel, manchmal gewinnt man, manchmal verliert man, und weiter geht’s, neue Aufgaben, neue Welten, neues Scheitern, neuer Erfolg. Es gibt nichts wovor man sich fürchten müsste. Alles ist Teil der Geschichte. Lass uns tanzen.

Und witziger Weise führt uns gerade die Gottheit der Limitierung und Begrenzung in diese unbegrenzte Freiheit des kosmischen Seins. Saturna ist die Gottheit, wir sind ihre Kinder. Sie ist die große schwarze Zeit. Wenn sie uns frisst, sind wir unser Opfer an sie. Und wenn wir mit dem Erwachen die saturnischen Schwelle zum höchsten Bewusstsein übertreten, dann ist es Gnade, Karma, und Sein was uns hinüber trägt. Liebe ist das Vertrauen, was wir in uns haben, Vertrauen ist das Feuer in unserem Herzen, denn dort ist die Liebe. Ich gebe mich jeden Tag in das Feuer der Kali, verbrenne meine Ich-Reste, lasse mich von ihr tanzen, nur Feuer, keine Worte. Wir tanzen auf den Gräbern, weil dort unser Ego transformiert. Wir tanzen, als Flamme verbrennender Leichen, weil dort unser Anhaftung verbrennt. Nichts kann uns töten, wir sind Lebenskraft und Liebe.“

„Die meisten Wahrheiten des Erwachens lassen sich tatsächlich von unerwachten Menschen durchaus kognitiv verstehen und sogar umsetzen. Aber solange die Wahrheit nur im Kopf ist, hat sie keinerlei Wert, denn sie würde einfach mit dem Kopf sterben. Sobald es wackelt, ist die Nondualität vergessen. Erst wenn die Wahrheit im Herzen ist, ist sie angekommen und unvernichtbar. Unser wahres Selbst hat alle Wahrheit in sich, ohne Worte und ohne Wissen. Moksha ist nur über das Herz zu erreichen, nie über den Kopf. Sogar Kundalini beginnt im Herz ihren echten Weg nach oben, um dort die Zunge des Göttlichen zu küssen.“

Die ganze Welt ist in uns, nicht wir in ihr.